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Anleitung zum Heilfasten

6. Januar 2022

Präventives Heilfasten ist einfache Gesundheitsvorsorge quasi zum Nulltarif. Für den Fastenzeitraum nimmt der oder die Fastende nur Gemüsesäfte, möglichst selbstgemachte Brühe und natürlich Wasser zu sich. Die körpereigene Zellreinigung läuft im Fastenmodus auf Hochtouren, die Verdauung wird entlastet und das Gewicht reduziert sich. Heilfasten kann sich sogar positiv auf Blutdruck, Blutzucker und den Bewegungsapparat auswirken. 
In dieser Zeit können wir auch die mentale Gesundheit unterstützen: Durch bewusste Reduzierung von Medienkonsum, Yoga und Meditation wird die innere Einkehr gefördert. Und natürlich kann das präventive Heilfasten auch immer auch ein Neustart sein, um eine gesündere Lebensweise zu etablieren. Das beste daran: Heilfasten ist wirklich einfach und so gut wie kostenlos! Du bist gesund und hast Lust, es einmal auszuprobieren? Hier liest Du, wie es geht...


Wann ist der beste Zeitpunkt zum Fasten?
Gerade zum Übergang der Jahreszeiten im Herbst oder Frühling ist Heilfasten empfehlenswert. Auch aus ayurvedischer Sicht macht das Fasten zu diesen Zeiten Sinn. Denn so können überschüssiges Pitta (nach dem Sommer) und Kapha (im Frühling) reduziert werden. Doch es geht auch zu jeder anderen Jahreszeit. Wichtig ist, dass es in die persönliche Planung passt. Wenn gerade extreme Belastungen im Job, große Feierlichkeiten oder Reisen anstehen, sollte man besser nicht fasten.

Was muss ich vor dem Fasten beachten?
Kaffee-Junkies sollten bereits etwa eine Woche vor Fastenbeginn einen "Entzug" machen, da es sonst zu Kopfschmerzen kommen kann. Bevor es richtig losgeht, solltet Ihr unbedingt einen oder zwei Entlastungstage einlegen (siehe Tag 1), an denen der Körper sich auf die verminderte Kalorienzufuhr einstellen kann.

Wer sollte NICHT fasten?
Menschen, die an Diabetes Typ 1 oder Ess-Störungen leiden, dürfen gar nicht fasten, ebenso Kinder und natürlich Schwangere. Menschen, die durch Krankheit oder Alter entkräftet oder ausgezehrt sind, sollten ebenfalls nicht fasten. Wer krank ist oder Medikamente nimmt, darf nur unter ärztlicher Aufsicht fasten, da die Dosierung der Medikamente evtl. angepasst werden muss. In diesem Fall solltet Ihr Euren Arzt befragen, ob das Fasten in Eurem speziellen Fall empfehlenswert ist. Da der Körper beim Fasten vermehrt Ketonkörper bildet und sich die Harnsäurewerte erhöhen können, sollten Gichtpatienten nur unter ärztlicher Betreuung fasten. Insgesamt aber profitieren Gichtpatienten häufig sehr von einer Fastenkur. 

Fasten-Begleitprogramm
Yoga, Meditation, entspannende Massagen oder lange Spaziergänge sind das ideale Begleitprogramm einer Fastenkur. Nehmt Euch in dieser Woche viel Zeit für Euch selbst und genießt die innere Einkehr. Gerade Yoga und Meditation sind im Sinne einer "Psycho-Hygiene" ergänzend zum fasten sinnvoll. 

 
Das braucht Ihr für eine Woche Heilfasten:
  • insgesamt ca. 2 Liter Bio-Gemüse-Direktsäfte (z.B. Tomatensaft, Rote-Bete-Saft, Karottensaft, gemischten Gemüsesaft), erhältlich zum Beispiel in Drogeriemärkten oder Bio-Läden. 
  • Reis und frisches Gemüse für die Entlastungs- und Aufbautage
  • evtl. einige frische Orangen für frisch gepressten Orangensaft
  • 1-2 Packungen frisches Bio-Suppengemüse
  • Kräutertees (z.B. Fastentee oder Basentee)
  • 4-5 Bio-Zitronen 
  • frischen Bio-Ingwer
  • Glaubersalz, Rizinusöl oder Triphala zum Abführen (Apotheke)
  • Optional: Klistiergerät / Irrigator zur Darmreinigung (Apotheke)
  • Wärmflasche für Leberwickel
 
Ablauf der Fastenwoche zu Hause

Heilfasten Tag 1
Am besten, Ihr beginnt mit einem Entlastungstag (zwei oder sogar drei Tage wären noch besser!). Am Entlastungstag esst Ihr 
  • Frühstück: z.B. einen ungesüßten Hafer-Porridge mit gedünstetem Apfel ohne Zucker
  • Mittags: Reis mit Gemüse 
  • Abends: leichte Gemüsesuppe  
Achtet an diesem Tag schon auf die Menge, die Ihr verzehrt (als Richtwert ca. 50 Gramm Reis und 200 Gramm Gemüse, salzarm). Stellt Euch auch mental auf die Fastenwoche ein, kauft die notwendigen Zutaten und verschenkt Eure Süßigkeiten und Knabbereien!

Beginnt direkt, viel zu trinken! 2,5 Liter pro Tag sollten es schon sein. Am besten stilles Wasser, gerne mit Ingwer- und Zitronenscheiben aromatisiert, und ungesüßten Kräutertee (kein schwarzer oder grüner Tee und kein Kaffee).

Heilfasten Tag 2
Der erste echte Fastentag startet mit dem
  • Abführen. Dazu könnt Ihr Glaubersalz oder Rizinusöl aus der Apotheke benutzen. Ayurvedisch geht es aber auch mit Triphala Churna, was zwar insgesamt angenehmer und verträglicher ist, aber deutlich schwächer in der Wirkung. Triphala muss schon am Vorabend eingenommen werden. Abführen ist beim Heilfasten nicht zwingend notwendig, erleichtert aber erfahrungsgemäß das Durchhalten und ein leerer Darm reduziert das Hungergefühl. 
  • Mittags gibt es selbstgemachte Brühe. Dazu einfach eine Packung Suppengemüse und Kräuter nach Wahl putzen, kleinschneiden und mit ca. 1,5 Litern Wasser auskochen. Danach das Gemüse abfiltern und in Flaschen oder Gläsern in den Kühlschrank stellen. Das hält sich die ganze Woche. Von dieser Brühe gibt es ab sofort jeden Mittag ca. 250 ml (erwärmt).
  • Abends gibt es dann 150-200 ml Gemüsesaft. Tipp: auch der schmeckt am besten erwärmt (auch zum Frühstück).
Wenn Ihr bis zum Abend noch keinen Stuhlgang hattet, solltet Ihr eine Darmreinigung mit einem Klistiergerät durchführen.

Heilfasten Tag 3-6
  • Morgens ca. 150-200ml Gemüsesaft (evtl. erwärmen).
    Alternativ: frisch gepresster, mit Wasser verdünnter Orangensaft OHNE Fruchtfleisch.
  • Mittags ca. 250 ml selbstgemachte warme Gemüsebrühe 
  • Abends ca. 150-200ml Gemüsesaft (evtl. erwärmen)
  • 2,5 Liter Ingwer-Zitronenwasser oder Kräutertees trinken
  • Nach dem "Mittagessen" einen Leberwickel (siehe Anleitung)
  • Wenn nötig Darmreinigung mit Klistiergerät
  • Bei Verstopfung Triphala Churna zur Nacht
Heilfasten Tag 7+
Dieser Aufbautag ist sehr wichtig, denn man sollte den Körper nach dem Heilfasten nur sehr langsam wieder an Nahrung gewöhnen. Es beginnt mit 
  • einem geriebenen oder gedünsteten Apfel am Morgen
  • Mittags eine leichte Gemüsesuppe (diesmal mit Inhalt)
  • Abends etwas Reis mit Gemüse
Auch in den folgenden Tagen empfiehlt sich sanfte Aufbaukost (wie Tag 1). Das Ganze könnt Ihr gerne auf bis zu 3 Tage ausweiten, bevor Ihr dann in eine möglichst pflanzliche und abwechslungsreiche Kost übergeht. Je länger Ihr fastet, desto länger sollte auch die Aufbauphase dauern.

Viel Erfolg!

Begleitetes Heilfasten:


In meiner Naturheilpraxis in Dreieich bei Frankfurt am Main biete ich begleitete Fastenwochen mit Unterstützung durch Ayurveda-Medizin, Yoga, Meditation und Schröpfkopf-Massagen.

 

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1. Oktober 2023
Fünf Tage Extra-Urlaub z.B. für Yoga, Meditation oder Sprachkurse - und nur wenige nehmen sie in Anspruch! Viele Arbeitnehmer wissen nicht, dass ihnen per Gesetz zusätzlicher Urlaub zur Weiterbildung zusteht. Eine ganze Woche (fünf Arbeitstage) dürfen sie zusätzlich zum Jahresurlaub nutzen, um sich in einem Thema nach Wahl fortzubilden. Wir erklären, wie es geht...
14. September 2023
Hatha-Yoga Genau genommen ist Hatha Yoga eigentlich kein Yogastil, sondern vielmehr ein Überbegriff für die meisten im Westen praktizierten Yogastile, die mit der Mischung aus Körper-, Atem- und Meditationsübungen arbeiten. „Hatha“ bedeutet so viel wie Kraft oder auch Hartnäckigkeit. Damit wird deutlich, dass das eigentliche Ziel des Yoga mit einer gewissen Anstrengung verbunden ist. Wichtig ist vor allem eine regelmäßige Übungspraxis. Das Wort wird aber auch manchmal gedeutet als Verbindung der Silben "Ha" für Sonne (Kraft, erhitzend) und "tha" für Mond (Stille, kühlend). Hatha Yoga soll also eine Verbindung der beiden Elemente und damit einen Ausgleich bewirken. Yoga in der Tradition T. Krishnamacharya/T.K.V. Desikachar (auch "Viniyoga“ genannt) Diese auf dem Hatha Yoga basierende Tradition ist vielleicht die grundlegendste der heutigen Zeit - aber dennoch vergleichsweise unbekannt. Der hochverehrte indische Yogameister Sri Tirumalai Krishnamacharya lehrte in besonderer Weise und war Lehrer vieler bekannter Yogalehrerinnen und –lehrer, wie beispielsweise B.K.S. Iyengar, Pattabhi Jois, Indira Devi oder sein Sohn T.K.V. Desikachar. Atmung und Bewegung werden in dieser Übungspraxis präzise koordiniert, die Abläufe sind meist fließend (dynamisches Üben). Philosophie, Reflexion und Meditation nehmen einen großen Stellenwert ein, denn die Wirkung soll ganzheitlich Körper und Geist erfassen. Kernpunkt ist die individuelle Anpassung der Übungen an die Bedürfnisse des Einzelnen. "Yoga soll für alle praktizierbar sein" ist die Devise. Auf Alter, Fitness-Level und Yoga-Erfahrung wird bei der Auswahl der Übungen eingegangen. Entsprechend ist der Einzelunterricht mit der Erstellung eines individuellen Übungsprogramms optimal. Doch auch Gruppenunterricht wird angeboten, dann meist mit einem übergeordneten Thema für einen Kursblock. Ashtanga- oder Vinyasa-Yoga ... ist eine sportlich-fordernde Form des Yoga. Vom Inder Sri Krishna Pattabhi Jois entwickelt (auch er war Schüler des berühmten Krishnamacharya), werden in dieser dynamischen Form des Hatha-Yoga eine Reihe festgelegter Asanas geübt, die oft mit einer bestimmten Atmung (Ujjayi) verbunden wird. Sprünge und kraftvolle Haltungen bringen die Teilnehmer ins Schwitzen und sollen so entgiftend wirken. Nur für junge, sehr sportliche Yogis geeignet, die keinerlei körperlichen Beschwerden oder Rückenprobleme haben. Iyengar-Yoga ... wurde vom Inder B.K.S. Iyengar, einem Schüler von T. Krishnamacharya, begründet und zeichnet sich durch die kraftvolle und exakte, meist statische Ausführung von Asanas aus, oftmals auch mit Hilfsmitteln wie Klötzen oder Gurten. Jivamukti-Yoga ... verfolgt einen tänzerisch-fließenden Ansatz mit viel Gesang. Er wurde in den 80er Jahren in New York entwickelt und soll mentale Stärke und Ausgeglichenheit fördern. Kundalini-Yoga ... verfolgt die Lehre von Yogi Bhajan, der mit dieser Yogaform die „Kundalini“ anregen wollte. Diese Energie sitzt im Becken und wird oft als ruhende Schlange dargestellt. Das Erwecken der Kundalini soll durch intensive Atemübungen (Pranayama), Körperhaltungen (Asana), reinigende Übungen (Kriya), Meditation und das Singen von Mantras erreicht werden. Kundalini-Yoga ist eine entsprechend ruhige und meditative Yoga-Form. Power-Yoga ... ist ein amerikanisch-sportlicher Yogastil, der durch viele Prominente bekannt wurde. Unter anderem sollen angeblich Madonna oder Claudia Schiffer auf Power-Yoga vertrauen. Durch längeres Halten von Yoga-Positionen soll Koordination, Kraft und Balance geübt werden. Insgesamt ist Power-Yoga eher ein forderndes Sport-Workout mit Asanas als eine ernsthafte Yoga-Praxis. Prana Flow ... wurde durch seine Erfinderin, die Amerikanerin Shiva Rea, die sich selbst als "Feuerhüterin" bezeichnen lässt und Ihre Workshops vornehmlich in den schönsten Urlaubsgebieten der Welt anbietet, ebenfalls als Marke geschützt. Diese Variante des Vinyasa-Yoga zeichnet sich durch fließende, dynamische Bewegungen aus, die das „innere Feuer“ (Agni) stärken sollen. Das Ganze erscheint wie ein trendiges Lifestyle-Geschäftsmodell und ist für junge und sportliche Teilnehmer geeignet. Raja-Yoga ... bezeichnet den meditativen Stil, der Bezug nimmt auf die Philosophie des „achtgliedrigen Pfads“ der alten Schriften des Inders Patanjali. Hier wird verstärkt mental gearbeitet. TriYoga ... ist ebenfalls eine geschützte Marke, diesmal unter der Regie der Amerikanerin Kali Ray, die Yoga nicht von einem Lehrer, sondern im Selbststudium erlernt hat. Neben fließend ausgeführten Asanas und Pranayama gibt es hier eine Reihe von Handmudras (Fingerstellungen). Laut Kali Ray, die sich "Kaliji" nennt, wurden ihr diese Handmudras durch die "Kundalini" selbst eingegeben. Yin-Yoga ... ist ebenfalls ein Yogatrend aus den USA. Dieser ruhige Yogastil stellt eine Art Gegenpol zum sportlichen Ashtanga-Yoga dar. Die Körperübungen werden ohne aktive Muskelkraft über einen längeren Zeitraum von drei bis fünf Minuten gehalten. So soll bis in die tieferen Körperschichten hinein gedehnt und verklebte Faszien auf sanfte Weise gelöst werden. Hormon-Yoga ... wurde im Original von der Brasilianerin Dinah Rodrigues entwickelt. Bestimmte Asanas aus dem Hatha-Yoga und Kundalini-Yoga werden dabei mit Energie- und Atemübungen kombiniert. Vorrangig sollen die Eierstöcke, Schilddrüse und Nebennieren stimuliert werden, um die Hormonproduktion anzuregen. Bikram-Yoga ... ist eine eingetragene Marke. Die immer gleiche rechtlich geschützte Serie von 24 Yoga-Übungen werden in einem auf 40 Grad geheizten Raum bei etwa 40 Prozent Luftfeuchtigkeit praktiziert. Dazu kommen noch zwei Atemübungen (Pranayama). Der aufgrund verschiedener Vorkommnisse und Gerichtsverfahren sehr umstrittene Inder Bikram Choudhury hat diese Reihenfolge zusammengestellt und schützen lassen. Seine sehr wirtschaftliche Sicht auf Yoga und die Idee, einen Wettbewerb daraus zu machen (was im krassen Gegensatz zu den Aussagen der Yogaphilosophie steht) sorgt bei vielen Yogalehrern für Unmut. Flying- oder Aerial-Yoga ... ist eine relativ neue, akrobatische Yogaform, bei der die Schüler Asanas mit einem an der Decke befestigten Tuch praktizieren. Hier ist erhöhte Körperspannung gefragt, ein gutes Gleichgewichtsgefühl und ein wenig Mut. Acro-Yoga ... stellt körperlich sicher die größten Anforderungen an die Übenden. Bei dieser Mischung aus Akrobatik, Cheerleading und Yoga ist ein Partner notwendig, der den anderen in verschiedenen "schwebenden" Positionen hält.
14. September 2023
Das Allgäu ist schön. Seine sanften Hügel und die sattgrüne Natur bilden den perfekten Rahmen für Wandern, Wellness - und Meditation! So auch für die Retreats, die fast jede Woche im Buddha-Haus unweit von Kempten stattfinden. Ein langes Wochenende oder eine ganze Woche mit Achtsamkeit, Ruhe und Einkehr, scheinbar am Ende der Welt. Obwohl die Aufgabe des Buddha-Hauses die Vermittlung der Lehre des Buddha ist, muss man kein Buddhist sein, um hier ein Seminar zu belegen. Die Veranstaltungen sind offen für alle, niemand wird "bekehrt". Meditation ist schließlich keine religiöse Praxis, sondern besitzt eine wohltuende Wirkung auf die körperliche und geistige Gesundheit. Prädikat also: sehr empfehlenswert! So begebe ich mich auch auf meine ganz persönliche Auszeit vom Alltag. Von Donnerstag bis Sonntag keine Mails, kein Telefon, keine Arbeit, keine Familie - mal wirklich raus aus allem! Allerdings ist Meditieren eine Auszeit der anderen Art. Denn statt Wellness, Massage und Sauna geht es auf einem Meditations-Retreat vergleichsweise straff zu. In diesem Fall heißt die Routine: Aufstehen um 6:00 Uhr, dann Meditation, Yoga und Frühstück. Danach reihen sich Sitz- und Gehmeditation aneinander, nur unterbrochen von den Essenspausen, freiwilligen Arbeitseinsätzen im Haus und kurzen Gesprächen mit Kursleiterin Karen Kold-Wagner. Am Abend gibt es noch Vorträge zu verschiedenen Themen des Buddhismus. Was sich auf den ersten Blick vielleicht etwas hart anhört, ist auf den zweiten Blick eine wohltuend gleichförmige Tagesstruktur. Jede Tätigkeit hat ihre Zeit, nichts wird gleichzeitig gemacht, kein Multitasking, kein unnötiges Geplapper. Es wird geschwiegen, um besser "bei sich" bleiben zu können. Handy und Fernsehen sind natürlich tabu, Achtsamkeit ist das große Zauberwort während des gesamten Aufenthaltes. Achtsam essen, achtsam gehen, achtsam arbeiten. Das müssen die meisten Teilnehmer erst einmal wieder lernen, denn im Alltag herrscht die Zerstreuung. Im Buddha-Haus will man das Gegenteil erreichen: den Geist auf eine einzige Sache ausrichten. In der Meditation ist das zum Beispiel der Atem, eine Empfindung an einer bestimmten Körperstelle oder ein Gefühl, wie zum Beispiel die berühmte "Liebende Güte" der Buddhisten. Vier Tage sind eine kurze Zeit, um das zu üben. Und wenn man wieder zurück nach Hause fährt, gewöhnt man sich schnell wieder an den alten Rhythmus. Dennoch: die Teilnehmer berichten in der Regel, einen wichtigen Anstoß für mehr Achtsamkeit im Alltag erhalten zu haben. Die Meditationspraxis können viele auch im heimischen Umfeld weiter führen und so nach einiger Zeit des Übens von den vielen positiven Auswirkungen profitieren. Die sind so vielfältig und erstaunlich, dass die Neurowissenschaft darüber gerade ins Schwärmen gerät. Doch dafür braucht es einen extra Blog-Artikel. Fest steht: Die Anstrengung lohnt in jedem Fall! Die regelmäßigen Seminare im Buddha-Haus sind sehr preiswert. Das ist nur möglich, weil die Initiative als gemeinnütziger Verein betrieben wird und zum größten Teil von Spenden lebt. Die Teilnehmer müssen ihren Teil zum Unterhalt dazu tun und durch "selbstlose Hilfe" das Team vor Ort unterstützen. Dabei haben die Gäste die Wahl zwischen Diensten wie Spülen, Putzen oder Gartenarbeit. Wohlgemerkt: nur eine Stunde täglich. Schon im Jahr 1989 ließ die buddhistische Nonne und Meditationsmeisterin Ayya Khema das alte Bauernhaus bei Kempten zum Buddha-Haus umbauen - und damit zum Zentrum des Buddhismus in Bayern. Im Winter 2018 wurde es renoviert und erweitert. Viele neue Gästezimmer wurden geschaffen, durch einen Anbau wurde der Meditationsraum vergrößert, Fensterflächen lassen reichlich Licht und Luft hinein. Die Gästezimmer sind sehr einfach eingerichtet, aber sauber und zweckmäßig - mit heimischen Hölzern und weiß getünchten Wänden. Das Essen ist vegetarisch aus Bioanbau, gesund und gleichzeitig sehr lecker. Wer Lust bekommen hat, es einmal auszuprobieren und ein Seminar im Buddha-Haus zu buchen, findet hier die Kursprogramme und weitere Informationen: https://www.buddha-haus.de/
14. September 2023
Usha Lad / Vasant Lad Das Kochbuch des Ayurveda - Selbstheilung durch die ayurvedische Küche Wer sich für das ayurvedische Medizinsystem interessiert, kommt an Vasant Lad nicht vorbei. Er ist sicher einer der erfahrensten und versiertesten Ayurveda-Experten unserer Zeit. Und da die Ernährung den wichtigsten Stellenwert im Ayurveda einnimmt, ist ein gutes Kochbuch auch aus therapeutischer Sicht unverzichtbar. Entsprechend hat das Kochbuch von Vasant Lad „Hand und Fuß“. Es ist nicht einfach nur leckere Küche mit exotischen Zutaten, sondern eben – ganz im Sinne des Ayurveda – Nahrung die Heilpotential hat. Dabei gibt Vasant Lad stets Informationen zu den Auswirkungen des jeweiligen Gerichts auf die individuelle Konstitution. Er erklärt auch, wie sich verschiedene Zutaten und Gewürze in Bezug auf den Körper und die Doshas bemerkbar machen können. Die Rezepte stammen von seiner Frau Usha. Und sie weiß wirklich, wie es geht! Echt lecker: der Gemüse-Gewürzreis und die Sabji-Rezepte. Damit wird ayurvedische Gemüsevielfalt zum Leckerbissen! Das tolle an diesem Buch ist, dass die Rezepte relativ einfach zu kochen sind. Die Standards der ayurvedischen Küche sollte man zu Hause haben (z.B. Ghee, Senfsamen, Kurkuma, Koriander, Zimt oder Kardamom), aber sonst stellen die Rezepte keine besonderen Anforderungen an den Koch. Über die Kochrezepte hinaus enthält Das Kochbuch des Ayurveda mehr als 300 einfache ayurvedische Hausmittel für die Behandlung vielfältiger Beschwerden – von der einfachen Erkältung über Hauterkrankungen bis hin zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels bei Diabetikern. Zusätzlich enthält das Buch einen Fragebogen für die Ermittlung der eigenen Konstitution und Ernährungsrichtlinien für die jeweiligen Konstitutionstypen. Fazit: Für mich noch immer das beste ayurvedische Kochbuch für alle, die indische Küche mögen oder es einmal ausprobieren möchten. Daumen hoch, fünf Sterne und ein dickes Dankeschön an Dr. Lad, für dieses bereichernde und umfassende Grundlagenwerk der ayurvedischen Koch- und Heilkunde.
14. September 2023
Im Yoga kennen wir das Konzept von Duhkha, das man grob als Leid, Kummer, Unzufriedenheit oder auch Enge beschreiben kann. Einer der Hauptgründe, warum wir Yoga üben, ist das Duhkha zu reduzieren oder zukünftig zu vermeiden, um glücklicher leben zu können. Aber wie entsteht Duhkha überhaupt? Woher kommt es, dass wir immer wieder, oft selbst verschuldet und sehenden Auges, in die Fallen des Lebens tappen, uns niedergeschlagen und manchmal sogar depressiv fühlen? Die Yogaphilosophie des Patanjali bietet in der alten Schrift des „Yogasutra“ eine Antwort. Nach Patanjali sind es die Kleshas, die tief im Menschen verwurzelten Triebe, die uns leiden lassen oder vorhandenes Leid verstärken. Diese fünf Kleshas sind Avidya (falsches Verstehen, Unwissenheit) Asmita (Ich-Bezogenheit, Egoismus) Raga (Gier, blinde Zuneigung) Dvesha (Abneigung, Hass, Vorurteile) Abhinivesha (Angst, Festhalten am Leben) Avidya – die Unwissenheit – schafft leiden, weil sie uns falsches für richtig halten lässt. Es geht dabei um die falsche Wahrnehmung von Tatsachen, die wir für absolut richtig erachten. Avidya legt sich wie ein Schleier über unsere Wahrnehmung. Dadurch wird unser Handeln beeinflusst und die anderen vier Kleshas können entstehen. Wir sind also nicht frei in unseren Entscheidungen, weil wir nicht klar sehen. Avidya, dieser Irrtum, ist sozusagen die „Mutter“ aller Kleshas. Denn wenn wir die Dinge einfach so wahrnehmen, wie sie sind, gibt es keinen Grund für Egoismus, Gier, Abneigung bzw. Hass oder Ängste. Avidya lässt uns Wesentliches mit Unwesentlichem, Reines mit Unreinem, Gutes mit Schlechtem und Vergängliches mit Ewigem verwechseln. Es handelt sich um eine Täuschung, von der wir im festen Glauben sind, es sei die Wahrheit. Kleine Beispiele aus dem Alltag gefällig? Der Nachbar grüßt nicht. Daraus kann ich den Schluss ziehen, dass er eine Abneigung gegen mich hat, ich vielleicht in der letzten Zeit etwas Falsches gesagt oder getan habe. Ich fange an zu überlegen, was das gewesen sein könnte, mir fällt nichts ein. Ich werde sauer auf ihn, weil ich keinen Grund für sein Verhalten erkennen kann. Daraufhin grüße ich ihn auch nicht mehr. Aus einer kleinen Begegnung kann so ein schlechtes nachbarschaftliches Verhältnis entstehen. Vielleicht war der Grund für das Verhalten des Nachbarn ganz banal. Vielleicht war er nur unaufmerksam oder hat mich nicht erkannt. Vielleicht hatte er seine Brille nicht auf oder war mit den Gedanken woanders. Avidya beeinflusst nicht nur unsere Gefühle, sondern auch unser Handeln. Aus diesem Handeln, das auf einem Irrtum beruht, entsteht Duhkha (Leid). „Immer ich!“ ist die Grundeinstellung bei Asmita , der Ich-Bezogenheit. Hier identifiziere ich mich komplett mit meinem Körper, meinen Stimmungen oder Gefühlen. Das führt entweder zu Unter- oder Überschätzung des Selbst. „Ich kann das nicht“ oder „Nur ich kann es“. Minderwertigkeitsgefühle oder Arroganz bzw. Ignoranz können die Folgen sein. Und diese schaffen Duhkha. Aus meiner Erfahrung heraus weiß ich, dass Schokolade gut schmeckt. Diese angenehme Erfahrung, das schöne Gefühl lässt mich mehr davon wollen. Das ist Raga , das drängende Verlangen. Glücksgefühle führen allerdings nach Patanjali zu Anhaftung, die kein Ende hat. Denn wir wollen ja immer mehr. Und das mündet - man ahnt es schon - in Duhkha. Im Beispiel von Schokolade sind die negativen Folgen bekannt, aber das Ganze lässt sich natürlich auf jede Art von Konsumverhalten (Stichwort: Sucht) oder auch auf das zwischenmenschliche Miteinander (Stichwort: Stalking) übertragen. Fazit: Die Gier nach Glück führt nicht zum Glück! Wenn ich vielleicht schon einmal von einem großen schwarzen Hund angeknurrt oder gar gebissen wurde, entwickelt sich daraus nicht selten eine Abneigung gegen große schwarze Hunde. Ich mag solche Hunde einfach nicht mehr. Ich behandle sie und im Zweifel auch ihre Herrchen/Frauchen schlechter, als andere, wenn sie mir auf der Straße begegnen. Außerdem halte ich Abstand, damit mir das nicht nochmal passiert. Das ist Dvesha . Auch wenn gerade der liebste Hund der Welt vor mir stünde, würde ich es nicht mitbekommen. Denn ich kann diesem Hund nicht unvoreingenommen und frei von alten Vorstellungen begegnen. Dvesha ist auch in Bezug auf das Thema Migration ein sehr „aktuelles“ Klesha, das zu vielerlei Leid führt. Abhinivesha ist der Überbegriff für Ängste aller Art, die letztlich alle ihren Ursprung in der Todesangst haben. Zweifel, Ungewissheit, Panik sind die Begleiter dieser Ängste, die es zu überwinden gilt. Die Angst vor der ungewissen Zukunft: Jeder Mensch hat sie, sie ist sozusagen Teil unserer DNA. Auch wenn die Vergänglichkeit von allem, auch vom eigenen Leben, eigentlich jedem bewusst sein sollte, so ist die Furcht davor sehr tief verwurzelt. Handlungen, die auf Angst basieren, sind in der Regel nicht gut für uns und führen selten zum Ziel. Wie singt Bodo Wartke so schön „Wer weiß schon, was die Zukunft bringt, wenn Du auch um sie bangst. Tu was du tust aus Liebe, tu es nicht aus Angst“. Ziel der Yogapraxis ist es, diese Triebe - die Kleshas - „abzuhobeln“ und dadurch zu reduzieren. Denn ganz verschwinden werden sie nie, sie sind Teil der menschlichen Veranlagung. Wir können sie also nur Stück für Stück verringern. Aber die Marschrichtung ist vorgegeben: Nur wenn wir klar sehen, werden wir frei in unseren Entscheidungen. Erst dann führen unsere Handlungen nicht mehr zu Leid, sondern zu Glück und Zufriedenheit. In diesem Sinne: Viel Spaß beim üben, es lohnt sich!
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