Im Ayurveda sind die sogenannten "Doshas" wichtiger Teil der Anamnese. Frei aus dem Sanskrit übersetzt heißt Dosha soviel wie "Fehler" oder "krankmachender Faktor". Alles im ayurvedischen Gesundheitssystem dreht sich um die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha. Die
Grundkonstitution
jedes Menschen, also das Verhältnis der drei Doshas zueinander, ist nach ayurvedischer Philosophie vorgegeben - wir bekommen sie in die Wiege gelegt. Dieses Verhältnis prägt unseren Charakter und unsere körperliche Verfassung, es ist sozusagen unsere konstitutionelle DNA. Doch im Laufe der Zeit können sich die Doshas auf ungesunde Weise erhöhen und damit tatsächlich zum "krankmachenden Faktor" werden. Bestimmte Arten von Ernährung und Lebensführung lassen das eine oder andere Dosha im Vergleich zur Ursprungskonstitution ansteigen. Diese Störungen und neuen Verhältnismäßigkeiten herauszufinden und ihnen dann mit naturheilkundlichen Mitteln zu begegnen, ist die Aufgabe von Ayurveda.
Bei Beschwerden besser zum Profi
Natürlich können ein paar Schlagworte eine ordentliche ayurvedische Anamnese nicht ersetzen. Erfahrungsgemäß ist es für Einsteiger schwierig, sich selbst korrekt einzuordnen. Besonders wenn Beschwerden bestehen, sollte ein professioneller Ayurveda-Spezialist befragt werden. Dennoch kann es aufschlussreich sein, sich selbst mit einem kleinen Schnelltest grob einzuordnen.
So funktioniert der Dosha-Schnelltest
Bei den meisten Menschen liegt eine individuelle Mischung der drei Doshas vor. Es ist also durchaus möglich, dass Sie beispielsweise einen Vata-Körperbau mit Kapha-Charaktereigenschaften haben. Dann wären sie vielleicht ein Vata-Kapha-Typ (oder Kapha-Vata - je nachdem, welches Dosha dominanter ist). Die Grundkonstitution unterliegt ständig den äußeren Einflüssen wie Jahreszeiten, Alter, Lebenswandel und Ernährung. Welche der folgenden Punkte trifft für Sie zu? Sie dürfen auch mehrfach ankreuzen, falls eine eindeutige Zuordnung zum jeweiligen Punkt für Sie nicht möglich ist. Die ungefähre Gewichtung Ihrer Dosha-Konstitution ergibt sich aus der Anzahl der "Punkte" beim jeweiligen Dosha:
Vata
- Feingliedriger Körperbau
- Trockene Haut, sprödes Haar
- Kreativ, ideenreich, leicht chaotisch ("Künstler-Typ")
- Kommunikativer Mensch, redet gern und viel
- Unruhiger Geist, viele Gedanken auf einmal
- Friert schnell, Verlangen nach Wärme, kann Kälte und Wind nicht gut tolerieren
- Neigung zu Verstopfung und Blähungen
- Häufig Kopfschmerzen - bis hin zum Tinnitus
- Neigung zu Gelenksbeschwerden, Arthrose, Osteoporose oder Rheuma
- Nervosität, Ängste und Sorgen
Pitta
- Athletischer Körperbau
- zu Rötungen neigende, evtl. Unreine Haut, rötlich-braunes Haar
- Einnehmendes Wesen, charismatisch, mutig, unternehmungslustig
- Zielstrebig, ehrgeizig, belastbar ("Manager-Typ")
- Schwitzt schnell, kann heißes Klima nicht gut tolerieren
- Starker Appetit, schnelle Verdauung
- "Feuriges" Temperament mit Neigung zur Aggression und Intoleranz
- Neigung zu Magenbeschwerden, Sodbrennen, Durchfall
- Neigung zu Entzündungen, Hauterkrankungen
Kapha
- Kräftiger, stabiler Körperbau mit Tendenz zum Übergewicht
- dicke, kühle Haut, glänzend-festes Haar
- Ruhiger, zufriedener, liebenswerter Familienmensch ("Kumpel-Typ")
- Eher langsam, aber ausdauernd, stark und geduldig
- friert schnell, kann nasskaltes Wetter nicht gut tolerieren
- Schläft gerne und lang, auch manchmal am Tag (Mittagsschlaf)
- Häufig Erkältungen mit Schleimansammlung oder Ödeme
- Neigung zu Depressionen oder depressiven Verstimmungen
- Träge Verdauung, schwacher Appetit
- Neigung zu Nieren-/Gallensteinen und "Wohlstandskrankheiten" wie Gicht oder Diabetes
Das Ergebnis
Vata
Luft und Äther kennzeichnen das Vata-Dosha. Es ist zuständig für die Atmung und die Verteilung der Nährstoffe im Körper. Vata-Menschen sind sprunghaft, neugierig und kommunikativ. Häufig fällt es Ihnen schwer, länger bei einer Sache zu bleiben. Wichtig ist Vata vor allem auf psychischer Ebene, denn es ist maßgeblicher Faktor für mentale Unruhe und wird durch Stress erhöht. Vata-Qualitäten sind rau, trocken, leicht, klar, beweglich, kalt, trocken und feinstofflich. Vata-Typen neigen häufiger zu Schmerzgeschehen, Rheuma, Gelenksbeschwerden, Verstopfung, Schlafstörungen, Nervosität oder Ängstlichkeit. Wärmen, ölen und nähren besänftigen das Vata-Dosha.
Pitta
Das Pitta-Dosha besteht aus Feuer und etwas Wasser. Es wirkt auf Verdauung, Sehkraft, Blut und Haut. Pitta sorgt für einen scharfen Intellekt, Entschlossenheit und Mut - aber auch Wut und Aggression. Die Qualitäten sind heiß, leicht ölig, durchdringend, scharf und flüssig. Pitta-Menschen neigen häufiger zu Magengeschwüren, Durchfall, entzündlichen (Haut-)Erkrankungen oder Bluthochdruck. Pitta muss mit kühlenden Maßnahmen in Schach gehalten werden.
Kapha
Das Kapha-Dosha setzt sich aus den Elementen Erde und Wasser zusammen. Es hat schwere, kalte, ölige, feste, süße und schleimige Qualitäten. Kapha ist im Körper zuständig für die Befeuchtung der Nahrung, stabile und feste Glieder und geschmeidige Gelenke. Es gibt Kraft, Ausdauer und Stärke. Kapha ist wichtig für den Gewebeaufbau und bei Kinderwunsch. Im Allgemeinen sind Kapha-Typen anfälliger für Atemwegserkrankungen, Diabetes Typ II, Übergewicht oder Depressionen. Dem Kapha-Dosha sollte mit scharfen Gewürzen, trockenen Qualitäten und Bewegung eingeheizt werden, damit es nicht aus dem Ruder läuft.
Die Mischtypen
Das erstgenannte Dosha ist dominanter, die Empfehlungen gelten jedoch für beide Gewichtungen gleichermaßen.
Vata-Pitta bzw. Pitta-Vata
Die Kombination aus Vata und Pitta sorgt für Kreativität und Ideenreichtum, der jedoch häufig in Extremen mündet. Statt gemütlich durch den Wald zu joggen, macht der Vata-Pitta-Typ einen Marathon. Dieser Typ ist eigentlich immer angespannt, was nicht selten bis zum Burnout führt. Auch Verdauungsstörungen, wie Reizdarm mit einem Wechsel aus Verstopfung und Durchfall sind häufig. Typische "Pitta-Erkrankungen" wie Sodbrennen und Entzündungen kommen ebenso vor wie Schlafprobleme und Rastlosigkeit, die eher dem Vata-Dosha zuzuordnen sind. Herunterkommen durch sanfte Yogapraxis und Meditation sind für diesen Typen besonders wichtig. In der Ernährung besänftigen süßes Obst und Gemüse sowie Getreide beide Doshas. Scharfe Gewürze und saure Nahrungsmittel sollten vermieden werden.
Vata-Kapha bzw. Kapha-Vata
Die Eigenschaften von Vata und Kapha sind sehr gegensätzlich, weshalb dieser Typ nicht ganz einfach im Gleichgewicht zu halten ist. Vata sucht die Veränderung, Kapha möchte, dass am liebsten alles bleibt, wie es ist. Vata ist immer in Bewegung, Kapha mag seine Ruhepausen. Eines haben aber beide Doshas gemeinsam: Kälte. Entsprechend friert der Vata-Kapha-Typ leicht. Da Kälte das Verdauungsfeuer mindert, hat er auch häufig mit einer wechselnden, schlechten Verdauung zu kämpfen. Regelmäßige warme Mahlzeiten, warme Getränke, geregelte Tagesabläufe und eine strikte Disziplin sind unabdingbar für das Gleichgewicht.
Pitta-Kapha bzw. Kapha-Pitta
Durchsetzungsvermögen, Intelligenz und Ausdauer gepaart mit robuster Gesundheit: Die Kombination von Pitta und Kapha ist der geborene Anführer. Allerdings neigt diese Mischung zu einem ungesunden Lebensstil. Wohlstandskrankheiten ab dem mittleren Alter sind daher häufiger zu beobachten, z.B. Übergewicht, Gicht, Ödeme, Hauterkrankungen und die Einlagerung von Giftstoffen sowie "Ama" (Schlackenstoffen). Für diesen Typen ist es wichtig, das Verdauungsfeuer "Agni" anzuregen und in Bewegung zu kommen bzw. zu bleiben. Bittere und herb schmeckende Gemüse sind die ideale Ernährung für den Pitta-Kapha-Typ, z.B. Salate und grünes Gemüse. Unter anderem sind Pippali (Langer Pfeffer), Ingwer, Kardamom und Kurkuma geeignete Gewürze.